Zweitmeinung bei Krebs: Kooperation zwischen dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und den Betriebskrankenkassen zahlt sich aus

· Kornwestheim/Heidelberg

Patienten mit Brustkrebs waren am häufigsten zur Zweitmeinung am NCT Heidelberg

Nach dem ersten Schock einer Krebsdiagnose stellen sich für Patienten und Angehörige viele Fragen. Eine Zweitmeinung kann dabei helfen, eine informierte Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung zu treffen. Während des Brustkrebsmonats Oktober weisen die Betriebskrankenkassen (BKK) auf die Möglichkeit hin, eine Zweitmeinung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg einzuholen. Wie das Angebot bisher von den Versicherten genutzt wurde, zeigt die Auswertung der Zahlen für 2019 und 2020. Am häufigsten waren Patienten mit Brustkrebs zur Zweitmeinung am NCT Heidelberg.

Seit 2018 können Versicherte der teilnehmenden Betriebskrankenkassen nach einer Krebsdiagnose eine Zweitmeinung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg in Anspruch nehmen. Das NCT Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Ziel der Kooperation zwischen dem NCT Heidelberg und der BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft (BKK VAG) Baden-Württemberg ist, dass die Patienten nach Einholen einer Zweitmeinung in Heidelberg wieder wohnortnah von ihren heimischen Ärzten betreut werden – es sei denn, die Betroffenen benötigen eine spezielle Therapie, die nur in Heidelberg angeboten wird, oder es bietet sich im Einzelfall die Teilnahme an einer klinischen Studie an. Den Versicherten sind ein geregeltes, schnelles Verfahren und eine Kostenübernahme durch die beteiligten Betriebskrankenkassen garantiert.

Die Auswertung der Zahlen für Versicherte der Betriebskrankenkassen für das Jahr 2019 und das erste Halbjahr 2020 durch das NCT zeigt, dass die Inanspruchnahme der Zweitmeinung über die Betriebskrankenkassen im ersten Halbjahr 2020 durch die Pandemie um fast 80 Prozent zurückgegangen ist. „Glücklicherweise hat die Anzahl der Patienten, die ihre Termine beim Arzt oder am NCT wahrnehmen können und möchten wieder zugenommen. Denn lautet die Diagnose Krebs, müssen oft schnelle medizinische Entscheidungen getroffen werden. Dabei kann für einige Patienten eine zweite Expertenmeinung bei der Wahl, für oder gegen eine bestimmte Behandlung hilfreich sein“, sagt Dirk Jäger, Geschäftsführender Direktor am NCT Heidelberg und Leiter der Medizinischen Onkologie am UKHD.

Am häufigsten wurde die Zweitmeinung bei Brustkrebs (59,7 Prozent), Prostata (16 Prozent) und Eierstockkrebs (6,5 Prozent) eingeholt. In nahezu 90 Prozent der Fälle wurde die Erstmeinung, beziehungsweise die Therapie bestätigt. „Das spricht für die hohe Qualität der Behandlung durch die Fachärzte in der Fläche und in den jeweiligen Heimatregionen der Versicherten“, freut sich Dagmar Stange-Pfalz, Vorsitzende des Vertragsausschusses der BKK VAG Baden-Württemberg.

Aufgrund der Besonderheit des jeweiligen Krankheitsbildes übernahm das NCT Heidelberg in rund zehn Prozent der Fälle ganz oder teilweise die Weiterbehandlung. Zwei Patienten wurden in eine laufende Studie des NCT Heidelbergs eingeschlossen. „Die Kooperation mit dem NCT Heidelberg ist ein wichtiges und nachhaltiges Angebot für unsere Versicherten, sozusagen ein Versorgungsplus. Sie werden in Heidelberg von ausgewiesenen Experten untersucht und profitieren von den neuesten Behandlungs- und Nachsorgemöglichkeiten“, betont die Vertragsausschussvorsitzende.

Die Kooperation zwischen dem NCT Heidelberg und den teilnehmenden Betriebskrankenkassen ist ein Versorgungsextra für die Versicherten, das klare Ansprechpartner und einen geregelten Ablauf vorsieht. Nach dem Einreichen der Unterlagen am NCT Heidelberg werden die Daten geprüft und mit dem Patienten zeitnah ein Termin zur telefonischen oder persönlichen Vorstellung vereinbart. Im Anschluss an die Vorstellung in einer der Spezialsprechstunden wird eine Therapieempfehlung interdisziplinär zwischen Experten der Medizinischen Onkologie, Strahlentherapie, Chirurgie, Pathologie sowie weiteren Spezialisten beraten. In die zweite Beurteilung der Befunde sollten die Patienten möglichst ihre behandelnden Ärzte einbinden. Letztendlich liegt die Therapieentscheidung für oder gegen eine Therapie jedoch beim Patienten.

Information:

Detaillierte Informationen zur Zweitmeinung bei Krebs − Kooperation zwischen dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und den Betriebskrankenkassen.

Die BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft (BKK VAG) Baden-Württemberg ist ein Zusammenschluss von 58 Betriebskrankenkassen mit dem Ziel, die Interessen im Selektivvertragsbereich zu bündeln und gemeinsam Verträge abzuschließen. Dadurch sollen möglichst viele BKK Versicherte die Möglichkeit haben, innovative und die Regelversorgung ergänzende Leistungen in Anspruch nehmen zu können.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg, der Medizinischen Fakultät Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifenden Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, zeitnah erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit.

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